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Kompakttest

Nikon D5100

2011-04-11 Die Nikon D5100 bringt einige durchaus beachtliche Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell mit: Bildsensor und Bilverarbeitungseinheit aus der D7000, ein Schwenkbildschirm mit nun seitlich angeschlagenem Scharnier, verbesserter Videofunktion und Detailänderungen bei den Bedienelementen. Ob Nikon diese Neuerungen zu einem stimmigen Gesamtpaket zusammen gefügt hat und ob die Mittelklasse-DSLR im Testlabor und in der Praxis überzeugen kann, soll der digitalkamera.de-Kompakttest zeigen.  (Benjamin Kirchheim)

Nikon D5100 mit AF-S 18-105 mm 3.5-5.6 DX G ED VR [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Wer Nikon-DSLRs gut kennt, dem werden die leichten Designänderungen der D5100 auffallen, die mit ihrer Form sehr gefällig und dennoch klassisch daher kommt. Das Gehäuse besteht zwar aus Kunststoff, ist aber eher von der hochwertigeren Sorte. Die Schalenteile sind genau gearbeitet und die Spalten der Stöße sehr klein. Gummierungen findet man an der Ruheposition für den Daumen sowie am Kameragriff. Dieser ist eher für kleinere Hände beziehungsweise kürzere Finger gearbeitet: Zwischen Objektivbajonett und Handgriff könnte es ruhig ein bisschen tiefer hinein gehen, damit die Finger einen besseren Halt bekommen. Bedient wird die D5100 fast komplett mit dem rechten Daumen und Zeigefinger, nur die Menü-, Funktions- und Blitztaste sind für die linke Hand reserviert. Schuld daran ist der veränderte Schwenkmechanismus des Bildschirms, der nun an der linken Seite ansetzt statt unten, womit sämtliche Tasten, die links neben dem Bildschirm waren, verschwinden mussten.

Der Monitor selbst ist auf drei Zoll beziehungsweise 7,5 Zentimeter Diagonale angewachsen und löst mit 921.000 Bildpunkten deutlich feiner auf als noch beim Vorgängermodell D5000. Überhaupt ist der Bildschirm recht schlank geraten und durch das neu positionierte Scharnier hat man bei Stativverwendung kein Problem mehr. Mit seinem hohen Kontrast, dem großen Einblickwinkel und der feinen Auflösung weiß der Bildschirm in der Praxis jedenfalls zu überzeugen. Sehr intuitiv geschieht auch die Aktivierung des LiveViews über den neuen Hebel unterhalb des Programmwählrads. Ist der Monitor im LiveView-Modus einmal bei grellem Sonnenlicht ungenügend ablesbar, kann man auf Nikon D5100 [Foto: MediaNord]den Pentaspiegelsucher ausweichen. Dieser ist mit einer Vergrößerung von 0,78fach allerdings recht mickrig ausgefallen. Auch die kleine Austrittspupille ist ein Problem, zumindest für Brillenträger. Brille absetzen ist oft auch keine Alternative, da der Dioptrienausgleich nur zwischen -1,7 und +0,7 dpt. funktioniert.

Das umfangreiche Menü mit seiner guten Strukturierung hat Nikon beibehalten. Sechs Reiter unterteilen das Menü in Hauptbereiche, in denen dann allerdings noch mehrere Seiten und teilweise verschachtelte Einstellungsebenen auf den Benutzer warten. So ist nicht jede Funktion beim ersten Mal schnell gefunden. Praktisch, dass sich das Menü die letzte Position merkt und dort wieder startet und der unterste der sechs Reiter die zuletzt verwendeten Menüpunkte auflistet. Etwas tückisch wird die Bedienung bei einigen speziellen Einstellungen. Beispielsweise kann es vorkommen, dass das Bildbearbeitungsmenü komplett gesperrt ist. Die Fehlermeldung, dass diese Option mit den aktuellen Optionen oder dem Kamerastatus nicht zu Verfügung stünden, hilft dann nicht weiter. Ursache kann hier beispielsweise das aktivierte LiveView sein. Eine Videoaufnahme hingegen, die über einen dedizierten Knopf ergonomisch günstig in Auslösernähe aktiviert wird, lässt sich nur Nikon D5100 mit AF-S 18-105 mm 3.5-5.6 DX G ED VR [Foto: MediaNord]bei aktivierten LiveView starten. Das mag einem zumindest noch logisch erscheinen. Interessant wird es bei der Auswahl der Bildwiederholfrequenz, denn stellt man im Systemmenü PAL ein, so kann man nur zwischen 24 und 25 Bildern pro Sekunde wählen, stellt man NTSC ein, sind 24 oder 30 Bilder pro Sekunde möglich. Auf die Idee muss man ohne Handbuchstudium erst einmal kommen.

Ausstattung Bewährtes und Neues kombiniert Nikon gekonnt in der D5100. So gibt es wie üblich zahlreiche Bildbearbeitungsmöglichkeiten direkt in der Kamera, die hierfür ein eigenes Menü besitzt. Neu hingegen ist die Stellung "Effects" auf dem Programmwählrad. Hier können Bildbearbeitungsnovizen ihre Kreativität entfalten: Beispielsweise mit dem Effekt "Selektive Farbe", bei dem bis zu drei auswählbare Farben farbig bleiben und der Rest Schwarzweiß wird. Auch der aus der Telekom-Werbung bekannte Miniatureffekt ist vorhanden. Die Effekte sind sogar im Videomodus verfügbar, wobei die rechenaufwändigeren allerdings keine flüssigen Filme, sondern eine Art Stop-Motion erzeugen. Dies ist im LiveView jedoch vorher zu sehen, weil auch hier das Bild bei rechenaufwändigen Effekten anfängt zu stottern.

Geradezu ein Klassiker ist die D-Lighting-Funktion, die Bilder etwas knapper belichtet und die Tonwerte der Schatten aufhellt, um Details sichtbar zu machen. Zuweilen sorgt das aber auch für etwas flau wirkende Aufnahmen, wenn die Kamera im Foto keine tiefen Schwärzen mehr finden kann. Ganz auf Höhe der Zeit ist die HDR-Funktion, die hohe Kontraste mit einer besseren Technik bändigen soll. Die Nikon D5100 mit AF-S 18-105 mm 3.5-5.6 DX G ED VR [Foto: MediaNord]D5100 nimmt dafür zwei Fotos in schneller Folge auf, wobei der Fotograf den Belichtungsabstand auf Wunsch manuell wählen kann (ein bis drei EV). Auch die automatische Zusammenrechnung kann auf Wunsch manuell in drei Stärkestufen für den HDR-Effekt eingestellt werden.

Eine wesentliche Verbesserung der D5100 gegenüber dem Vorgängermodell ist die Videofunktion, die nun auch in FullHD-Auflösung mit 1.920 x 1.080 Pixel aufzeichnet. Wahlweise stehen, mit etwas trickreicher Einstellung (siehe oben), 24, 25 oder 30 Vollbilder pro Sekunde zur Verfügung. Endlich speichert Nikon dabei die Videos nicht mehr als Motion-JPEG, sondern mit H.264-Komprimierung, wobei der Quicktime-Container (MOV) zum Einsatz kommt. Das verlängert die maximale Aufzeichnungsdauer pro Videoclip beziehungsweise macht FullHD-Aufzeichnungen überhaupt erst möglich. Auch der Ton kann zweikanalig, also in Stereo, aufgezeichnet werden – allerdings nur mit externem Mikrofon, wofür die D5100 über einen Klinkenanschluss verfügt. Schließlich besitzt die D5100 sogar eine Autofokus-Nachführung im Videomodus, die allerdings je nach Lautstärke des Objektivs deutlich hörbar auf der Tonspur landet. Ob man die Nachführung verwenden mag, hängt jedoch stark davon ab, wie einem Pumpbewegungen in Videos gefallen, denn die gibt es mit aktiviertem AF-F, wie Nikon diese Funktion getauft hat, reichlich. Insgesamt haben die Videos eine erstaunliche Qualität, einen Nikon D5100 mit AF-S 18-105 mm 3.5-5.6 DX G ED VR [Foto: MediaNord]waschechten Camcorder kann die D5100 aber zumindest in Bezug auf Videoergonomie und Autofokus nicht ersetzen. Überhaupt ist der Autofokus beziehungsweise die Auslösegeschwindigkeit im LiveView-Modus nicht gerade überzeugend. So maßen wir selbst ohne Fokussierung eine Verzögerung von gut einer halben Sekunde. In der selben Zeit hat die D5100 ohne LiveView fokussiert und ausgelöst. Zu dieser halben Sekunde Verzögerung im LiveView kommt der etwa eine Sekunde langsame Kontrastautofokus noch hinzu. Für Actionaufnahmen also völlig ungeeignet, sondern eher eine Hilfe bei statischen Motiven, Landschaftsaufnahmen, Makros etc. Immerhin ist der Kontrast-Autofokus in der Regel genauer als der klassische Phasen-Autofokus. Die größte Fokuspräzision erreicht man mit manueller Fokussierung unter Zuhilfenahme der digitalen Lupe im LiveView-Betrieb.

Bildqualität Da die Nikon D5100 über den Bildsensor der D7000 verfügt, gingen wir mit großen Erwartungen in den Bildqualitätstest der D5100 im digitalkamera.de-Labor. Um es vorweg zu nehmen: Sieht man einmal vom Objektiv ab kann die Nikon D5100 mit AF-S 18-105 mm 3.5-5.6 DX G ED VR [Foto: MediaNord]D5100 auf voller Linie überzeugen. Der CMOS-Sensor in APS-C-Größe mit seinen 16,2 Megapixeln Auflösung zeigt beispielsweise ein erstaunliches geringes Rauschen über einen großen ISO-Bereich. Bei ISO 100 ist das Rauschen hervorragend gering, auch bei ISO 200 ist es kaum auszumachen. Bei ISO 400 und 800 sind die Werte ebenfalls gut, nur bei genauem Hinsehen kann man leichte Störpixel ausfindig machen. Akzeptabel bleiben die Werte auch noch bis ISO 3.200. Langsam nimmt das Rauschen aber zu, die Störpixel haben eine größere Abweichung vom eigentlichen Farbwert, und die sichtbare Korngröße nimmt zu. Die Werte Hi1 und Hi2, die ISO 12.800 und 25.600 entsprechen, sollte man dagegen tatsächlich nur im Notfall nutzen. Hier zeigt sich deutliches Bildrauschen, was wohl der Grund dafür ist, dass Nikon diese Werte nicht zum Standardbereich zählt.

Nikon D5100 [Foto: MediaNord]Die Messung der ISO-Empfindlichkeit im Labor hat aber auch gezeigt, dass die Nikon D5100 bei allen ISO-Werten deutlich empfindlicher ist als eingestellt. So entsprechen eingestellte ISO 100 eher ISO 146. Nominal ist der Wert um ein Viertel bis zur Hälfte höher als eingestellt. Die Konsequenz daraus lässt sich in den Bildern feststellen: Die D5100 neigt, anders als frühere DSLRs von Nikon, zum Überbelichten. Man tut gerade bei Außenaufnahmen gut daran, mittels Belichtungskorrektur etwa eine drittel Blendenstufe unterzubelichten. Denn auch der hohe Dynamikumfang von über elf Blendenstufen, die bis ISO 1.600 hoch gehalten werden, kann nicht ausfressende Lichter nicht immer verhindern. Bei allen ISO-Stufen darüber verliert man mit jeder höheren Stufe fast genau eine Blende Dynamikumfang, wodurch man bei Hi2 beziehungsweise ISO 25.600 nur noch 7 Blendenstufen übrig behält.

Farben gibt die D5100 teilweise etwas zu gesättigt wieder. Die größte Farbabweichung konnte im Cyanbereich gemessen werden, das deutlich blauer dargestellt wird als in der Realität. Von den theoretisch möglichen 24 Bit Farbtiefe in JPEG nutzt die D5100 bei ISO 100 immerhin 23 Bit – ein guter Wert. Mit jeder ISO-Stufe nimmt die tatsächlich Feinheit der Nikon D5100 Batteriefach und Speicherkartenfach [Foto: MediaNord]Farbabstufungen allerdings ziemlich linear ab, bei ISO 800 werden bereits nur noch 20 Bit genutzt. Für Natur- und Studioaufnahmen, wo es auf fein differenzierte Farbverläufe ankommt, sollte man also möglichst niedrige ISO-Werte nutzen.

Das 18-105mm-Objektiv ist für ein Setobjektiv gar nicht so übel. Es zeigt zwar eine leichte Randabdunklung in den Bildecken, diese sind aber durch Abblenden in den Griff zu bekommen. Eine Verzeichnung ist ebenfalls vorhanden. Die stärkste Ausprägung zeigt sich im Weitwinkelbereich mit seiner Tonnenform, aber auch bei mittlerer und langer Brennweite ist das Objektiv nicht verzeichnungsfrei, zeigt es doch jeweils eine leichte Kissenform. Bei der Bildschärfe sind die Ecken die kritischsten Bereiche, wobei das 18-105mm in Telestellung die insgesamt geringste Schärfeleistung besitzt, dafür aber kaum einen Schärfeabfall zu den Bildecken hin zeigt. Die höchste Auflösung zeigt das Objektiv im Weitwinkel bei Blende F8 in der Bildmitte, wo 40,8 Linienpaare pro Millimeter erreicht werden. Hierbei ist bereits ein Korrekturfaktor auf das Kleinbildformat (36 x 24 mm) eingerechnet. Bei dieser Blende schafft auch das 60mm-Makroobjektiv, das wir ebenfalls vermessen haben, kaum eine höhere Leistung. Auch dieses zeigt bei Blende F8 seine höchste Auflösung, ist aber insgesamt deutlich konstanter in der Schärfeverteilung als das 18-105mm.

Fazit Die D5100 ist Nikon durchaus gelungen. Die vielen Verbesserungen bedeuten ein echtes Plus im Fotoalltag, auch wenn im Detail die Bedienlogik noch einige Schwächen aufweist. Vor allem aber liefert die Einsteiger- beziehungsweise Hobbykamera eine hohe Bildqualität zu einem vergleichsweise moderaten Preis. Richtig auftrumpfen kann die D5100 jedoch erst mit einem besseren Objektiv, etwa einem teuren Zoom oder einer Festbrennweite. Problematisch bleibt nach wie vor der langsame Live-Autofokus,  weder die unschön pumpende Nachführung im Videomodus noch die enorme Auslöseverzögerung im Fotomodus lassen so recht Freude daran aufkommen. Für die gebotene Gesamtleistung sind die kleinen Schwächen aber zu verschmerzen, denn als Gesamtpaket weiß die D5100 zu überzeugen.

Quelle:http://www.digitalkamera.de/Testbericht/Nikon_D5100/7092.aspx































Kompakttest

Nikon 1 J1

2011-11-03 Das spiegellose Kamerasystem von Nikon wurde von vielen erwartet, und doch kam es mit den beiden Kameras 1 J1 und 1 V1 anders, als viele es für möglich gehalten hatten. Aber dieses von Grund auf neu konzipierte und konstruierte System wirft Altlasten über Bord, die Planung begann sozusagen mit einem weißen Blatt Papier. Herausgekommen ist keine Konkurrenz zur typischen DSLR, sondern etwas Neues, das die Brücke zwischen Edelkompaktkameras und DSLRs schlagen könnte. Die Nikon 1 J1 ist das günstigere Modell des neuen Nikon-1-Systems, sie richtete sich eher an Einsteiger oder Auf- und Umsteiger von Kompaktkameras. Wie sich die J1 im Testlabor und der Praxis schlägt, klärt der digitalkamera.de-Test.  (Benjamin Kirchheim)

Nikon 1 J1 mit 1-Mount VR 10-30 mm 3.5-5.6 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Schnuckelig und edel sind die ersten Attribute, die uns zu der Nikon 1 J1 einfallen. Nikon 1 (sprich englisch: one) ist das neue spiegellose System von Nikon, das mit einem 11,8 x 7,2 Millimeter messenden Sensor daher kommt. Wie für eine Systemkamera mit Wechselobjektiven üblich, liegt dieser Sensor bei abgenommenem Objektiv offen. Eine Antihaftbeschichtung soll aber den Dreck fern halten, die Ultraschallreinigung eventuell dennoch anhaftende Schmutzpartikel entfernen. Die J1 ist hochwertig verarbeitet, die Gehäusefront besteht aus Metall. Zum Test stand der Redaktion eine schwarze J1 zur Verfügung, es gibt sie aber auch in anderen Farben wie Silber, Weiß, Rot oder Pink. Säße vorne an der Kamera nicht ein recht dickes, ebenfalls gut verarbeitetes Objektiv, könnte man sie glatt für eine normale Edelkompaktkamera halten. Das Design ist schlicht, vor allem die Gehäusefront sowie die Oberseite wirken aufgeräumt. Oben auf dem Kameragehäuse befinden sich lediglich der Einschaltknopf sowie zwei Auslöser – einer für Video-, der andere für Fotoaufnahmen.

Nikon 1 J1 mit 1-Mount VR 10-30 mm 3.5-5.6Auf der Kameraunterseite hat Nikon ein Stativgewinde aus Metall untergebracht, professionell in der optischen Achse angeordnet. Daneben befindet sich das Akku- und Speicherkartenfach, das im Stativbetrieb blockiert wird. Über einen Akku-Dummy ist aber auch eine Stromversorgung per Netzteil möglich. Der kleine Lithium-Ionen-Akku ist etwas schwach auf der Brust, nach 230 Aufnahmen, die Hälfte davon mit Blitz, geht ihm gemäß CIPA-Standardmessverfahren die Puste aus. Das SD-Kartenfach hingegen nimmt auch SDHC- und SDXC-Karten auf – Kapazität genug für ausdauernde Foto- und Videosessions. Rechts verdeckt ein Hartgummistück den USB- sowie den Mini-HDMI-Anschluss. An einen alten analogen Fernseher lässt sich die 1 J1 nicht anschließen. Einen Fernauslöseanschluss sucht man ebenfalls vergeblich, dafür besitzt die Kamera aber einen Infrarotsensor an der Vorderseite, so dass sie mit der optionalen Fernbedienung drahtlos ausgelöst werden kann.

Nikon 1 J1 [Foto: MediaNord]Auf der Kamerarückseite tummeln sich allerlei Bedienelemente, deren Aufmachung eher an eine Kompaktkamera erinnert. Etwa die Vierwegewippe mit zentralem Bestätigungsknopf, die von einem Bedienrad eingeschlossen ist. Flankiert wird sie von vier weiteren Tasten. Somit hat der Daumen auf engstem Raum problemlos Zugriff auf acht Funktionen. Das Moduswahlrad befindet sich ebenfalls auf der Rückseite und nimmt der Daumenauflage bedrohlich viel Platz weg – auch das kennt man von Kompaktkameras. Leider verfügt dieses Rad nur über vier Positionen. Das lässt die Kamera einfacher wirken, sorgt aber andererseits für eine menülastigere Bedienung. Oberhalb des Rads sind noch eine Wippe und ein Funktionsknopf zu finden.

Nikon 1 J1 – Einstellungsmenü [Foto: MediaNord]Die weitaus größte Fläche auf der Rückseite nimmt der 7,5 Zentimeter große Bildschirm ein. Seine Brillanz wirkt ähnlich edel wie die Kamera, die Auflösung indes ist mit 460.000 Bildpunkten nur Mittelmaß. Ruft man das Menü auf, so wird man als Nikon-Kenner überrascht. Nikon hat es neu gestaltet, es wirkt modern und edel – passt also perfekt zur Kamera. Das aufgeräumte Menü verfügt über erstaunlich große Schrift, halb angeschnittene Zeilen verdeutlichen, wo gescrollt werden kann. In der normalen Bildschirmansicht sind allerdings weiterhin recht kleine Symbole zu finden, die für Menschen mit Sehschwäche schlechter zu entziffern sein dürften als das Menü. Was der Nikon J1 fehlt, sind Individualisierungsmöglichkeiten in Form programmierbarer Tasten. Zwar ist die Kamera dadurch puristischer und einfacher zu bedienen, lässt sich aber nicht an persönliche Vorlieben und Bedürfnisse anpassen.

Nikon 1 J1 mit 1-Mount VR 10-30 mm 3.5-5.6 [Foto: MediaNord]Ausstattung Ein spartanisches Menü muss nicht gleichbedeutend mit einem mageren Ausstattungsumfang sein. Und doch bricht Nikon mit einigen gewohnten Standards und spart an vielen Kleinigkeiten, wodurch die Kamera etwas abgespeckt wirkt. Andererseits erleichtert das die Bedienung. So muss der Fotograf nicht überlegen, welches Motivprogramm er wählt, weil ihm eine Wahlmöglichkeit gar nicht erst angeboten wird. Wer der Motivautomatik nicht vertrauen möchte, weicht einfach auf die klassische Programm-, Blenden- oder Zeitautomatik aus. Aber auch einen manueller Modus inklusive Bulb-Langzeitbelichtung bietet die J1. Um aber entsprechend umzuschalten, muss man einen Menüpunkt aufrufen. Wer die Motivautomatik nicht möchte, die klassischen Belichtungsprogramme jedoch abschrecken, kann den Modus "bewegter Schnappschuss" auf dem Moduswahlrad aktivieren. Hier hat er die Auswahl zwischen "Schönheit", "Wellen", "Entspannung" und "Zärtlichkeit" – die Nikon 1 J1 kann also auch esoterisch Aufgenommen wird dabei eine kurze Videosequenz und anschließend ein 16:9-Foto.

Nikon 1 J1 [Foto: MediaNord]Obwohl die Kamera recht kompakt ist, konnte Nikon einen Blitz im Gehäuse unterbringen, der allerdings von Hand aktiviert werden muss. Er springt recht hoch auf und leuchtet dadurch recht gut aus, mit einer reduzierten Neigung zu roten Augen. Zudem lässt sich ein Vorblitz aktivieren, der die Gefahr rot geblitzter Augen weiter minimiert. Außerdem kann der Bordblitz mit längeren Belichtungszeiten synchronisiert werden, wahlweise am Anfang oder am Ende der Belichtung. Auch andere wichtige Parameter wie Weißabgleich, Belichtungsmessung, ISO-Empfindlichkeit, sogar mit begrenzbarer Automatik, Fokussierart und einiges anderes lässt sich wunschgemäß einstellen – mal per Menü, mal über eine dedizierte Taste. Selbst eine Intervallfunktion hat Nikon der J1 spendiert.

 

 Nikon 1 J1 – Aufnahmeprogrammwahl [Foto: MediaNord]
 Nikon 1 J1 – LiveView mit Gitter [Foto: MediaNord]
 Nikon 1 J1 – Bestshot in der Wiedergabe [Foto: MediaNord]
Für besonders kompakte Transportmaße sorgt das Objektiv, das eingefaltet werden kann. Fährt man es aus, geht die Kamera automatisch an. Wird das Objektiv eingefahren, schaltet sich die Kamera aber nicht automatisch aus, sondern zeigt einen Hinweis auf dem Bildschirm. Einen entsprechenden Mechanismus besitzen das 10-30 mm und das 30-110 mm. Durch den gegenüber einem Kleinbildsensor um den Faktor 2,7 kleineren Bildsensor entsprechen die Objektive einem 27-81 mm beziehungsweise 81-297 mm. Wer es besonders kompakt mag, kann auf ein 10-mm-Pancake zurückgreifen, das allerdings mit F2,8 nicht viel lichtstärker ist als das 10-30-mm-Standardzoom, das bei 10 Millimeter Brennweite eine Blendenöffnung von F3,5 aufweist. Die J1 stellt nicht nur schnell und lautlos scharf, sondern auch sehr zielsicher. Ein Pumpen des Autofokus ist praktisch nicht zu beobachten. Ebenfalls flüsterleise ist das Auslösen, denn die Nikon 1 J1 weist als erste spiegellose Systemkamera keinen mechanischen Verschluss auf. Lediglich das leise Klackern der Blende ist in ruhigen Umgebungen noch vernehmbar. Hier ist die 1 J1 auf Kompaktkameraniveau.

Geschwindigkeit ist beim neuen Nikonsystem Trumpf. Nicht nur der Autofokus und die Kamerareaktionszeiten geben keinen Anlass zur Klage, auch die Serienbildgeschwindigkeit ist äußerst hoch. Das gilt erst Recht für Videos, die im Zeitlupenmodus wahlweise 400 oder 1.200 Bilder pro Sekunde erreichen. Wer lieber auf Auflösung setzt, bekommt mit FullHD den aktuellen Stand der Technik. Die Bildwiederholrate liegt bei 30 Vollbildern pro Sekunde oder wahlweise bei 60 Halbbildern. Ein Stereomikrofon ist selbstverständlich verbaut, es liefert eine erstaunlich gute Tonqualität. Nur ein externer Mikrofonanschluss fehlt. Die Fokusnachführung arbeitet schnell, zielsicher und präzise, vor allem aber unhörbar. Leider können Videoaufnahmen mit dem Videoaufnahmeknopf nur im Modus Videoaufnahme gestartet werden. Eigentlich hätte Nikon sich den Videoauslöser damit sparen können. Auch wer kreativ mit der Schärfentiefe beim Filmen spielen möchte, wird enttäuscht.

Sparsam war Nikon zudem bei den Bildbearbeitungsmöglichkeiten direkt in der Kamera. Lediglich das Zuschneiden von Bildern sowie das Beschneiden von Filmen sind möglich. Als Bildoptimierung hat es einzig die Active-D-Lighting-Funktion in die Kamera geschafft. Immerhin lassen sich alternativ oder zusätzlich zu JPEG auch RAW-Dateien speichern, so dass einer professionellen Bearbeitung der Fotoaufnahmen am PC nichts im Wege steht.

Bildqualität Wie jede andere Systemkamera auch musste sich die Nikon 1 J1 in unserem Testlabor umfangreichen Messungen stellen. Alle Details sind dem kostenpflichtigen Labortest zu entnehmen (siehe weiterführende Links). Neben dem Standardzoom, das als Grundlage für die Bewertung in diesem Test diente, liegen auch Labortests des 30-110-Millimeter-Telezooms und des Nikon 1 J1 mit 1-Mount VR 10-30 mm 3.5-5.6 [Foto: MediaNord]10-Millimeter-Pancakes vor. Wahlweise im Einzelkauf oder für eine Flatrate mit kompletten Archivzugriff auf über 1.200 Labortests können alle Messdiagramme mit erklärenden Texten eingesehen werden.

Oftmals ist für die Gesamtheit der Bildqualität weniger ein Spitzenwert in einer einzelnen Messung entscheidend, sondern viel mehr die Summe aller Parameter. Vor allem, wenn es keine eklatanten Ausreißer gibt, die die Bildqualität sichtbar schmälern. So stellt die Nikon 1 J1 mit ihren 10 Megapixeln keine Rekorde bei der Auflösungsmessung auf. Andererseits wird der Sensor selbst vom Standardzoom voll ausgereizt, was bedeutet, dass das Objektiv auch für höhere Auflösungen taugen würde. Vor allen zeigt sich nur ein schwacher Randabfall der Auflösung, am ehesten könnte man behaupten, das Zoom sei am Teleende minimal schwächer als im Weitwinkel und bei mittlerer Brennweite. Die Randabdunklung ist allenfalls messbar, aber nicht Nikon 1 J1 mit 1-Mount VR 10-30 mm 3.5-5.6 [Foto: MediaNord]sichtbar, hier greift eine ausgewogene elektronische Korrektur ein. Die Verzeichnung ist nicht ganz so gut korrigiert. Im Weitwinkel gibt es eine 2,5 Prozent starke tonnenförmige Verzeichnung, bei mittlerer Brennweite eine minimale und im Telebereich praktisch keine Verzeichnung. Am ehesten könnte man noch die Farbsäume kritisieren, die zumindest in ihren extremsten Ausprägungen Richtung Bildrand leicht sichtbar werden, aber das Gesamtbild nicht entscheidend stören. Ein gutes Standardzoom also, das man in der Form bei Kameras mit größerem Sensor eher selten findet.

Gespannt waren wir auf das Rauschverhalten der 1 J1. Der im Verhältnis zur DSLR kleine Sensor lässt nichts Gutes erahnen, andererseits ist die Auflösung eher moderat gewählt, und die neueste Bildaufbereitungstechnologie ist in der Lage, einiges an Qualität heraus zu holen. Der Signal-Rauschabstand zeigt dann doch, dass die Pixel nicht so groß sind. Das Verhältnis vom Bildsignal zum Rauschsignal schlittert bei allen Empfindlichkeiten an der Grenze von akzeptabel zu schlecht, ist erwartungsgemäß bei ISO 100 am besten, zeigt aber einen erstaunlich flach abfallenden Verlauf. Bei ISO 800 ist an den Messwerten deutlich zu sehen, dass hier eine stärkere Korrektur eingreift, da sich hier der abfallende Trend der Werte kurz ins Gegenteil verkehrt oder gestoppt Nikon 1 J1 mit 1-Mount VR 10-30 mm 3.5-5.6 [Foto: MediaNord]wird. Damit schiebt Nikon die ISO 800 gerade noch auf die brauchbare Seite, ab ISO 1.600 nehmen die Messwerte dann aber wieder ab. So sind feine Texturen bis ISO 400 scharf, bei ISO 800 gerade noch scharf genug, ab ISO 1.600 werden die Bilder aber durch die Rauschunterdrückung spürbar weicher.

Farb- und Luminanzrauschen sind bei allen Empfindlichkeiten leicht sichtbar, nehmen aber durch die immer stärker werdende Rauschunterdrückung nicht über Gebühr zu. Die Körnigkeit des Rauschens zeigt sich hingegen mit Ausnahme von ISO 800 recht hoch, so dass das Rauschen stets leicht sichtbar ist. Die Eingangsdynamik bewegt sich dank der elektronischen Tricks stets auf einem guten bis hohen Niveau zwischen 9,4 bis 9,8 Blendenstufen, so dass die J1 in der Lage ist, hohe Motivkontraste gut einzufangen. Die Tonwertkurve ist knackig abgestimmt - typische für eine Einsteigerkamera. Das trifft auch auf die Kantenschärfe zu, wodurch es teilweise zu leichten Schärfeartefakten kommt. Von den möglichen Tonwertabstufungen macht die Nikon zwar nicht im vollen Umfang Gebrauch, aber doch ausreichend. Farben gibt die J1 gut differenziert und im Mittel auch genau genug wieder, einige Farbtöne Nikon 1 J1 Batteriefach und Speicherkartenfach [Foto: MediaNord]weichen leicht ab oder sind etwas stärker gesättigt. Insgesamt ist der Bildeindruck aber sehr natürlich beziehungsweise wirkt durch die leichte Tendenz zu einer etwas wärmeren Wiedergabe (etwa leicht gesättigtere Rottöne) angenehm geschönt. In der Summe hat Nikon die 1 J1 also gut auf die Zielgruppe abgestimmt und sie gehört zu den eingangs erwähnten Kameras, die sich gut ausgewogen ohne große Schwächen zeigen.

Fazit Wer den Anspruch hat, eine spiegellose Systemkamera als Alternative zur DSLR zu erwerben, ist mit der Nikon 1 J1 nicht unbedingt richtig beraten. Auch als Ergänzung zur DSLR eignet sie sich nur, wenn man teilweise altgewohnte Bedienphilosophien über Bord wirft. Wer aber eine einfache, kompakte Digitalkamera mit verhältnismäßig guter Bildqualität sucht, die die Möglichkeit zum Wechseln der Objektive bietet und zudem schnell wie eine DSLR ist, liegt mit der Nikon 1 J1 richtig. Sie ist hochwertig verarbeitet, edel gestaltet und bietet, mit Ausnahme der etwas knappen Akkulaufzeit, eine Performance, die sich nicht hinter einer DSLR zu verstecken braucht. Auch die Videoqualität kann sich sehen lassen, das gilt aber vor allem auch für die Bildqualität. Die J1 leistet sich keine eklatanten Schwächen und erstaunt mit einer guten Qualität bis ISO 800 – möglich machen dies die moderne Sensortechnologie und Bildaufbereitung.


Quelle:http://www.digitalkamera.de/Testbericht/Nikon
































Nikon D3200

2012-06-19 Derart viele Megapixel fürs Geld wie die Nikon D3200 bietet zur Zeit keine andere DSLR-Kamera. 24 Megapixel löst ihr Sensor auf. Dabei prädestinieren geringes Gehäusegewicht, kompakte Abmessungen aber auch der moderate Preis die D3200 klar als Fotoapparat für Einsteiger. Ob das auch in Sachen Ausstattung und Bedienerfreundlichkeit gilt, musste die D3200 im ausgedehnten Praxiseinsatz zeigen. Zudem sind wir im strengen Labortest der Frage nachgegangen, wie’s der Pixelbolide zum kleinen Preis mit der Bildqualität hält.  (Martin Vieten)

Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung "Liebling, ich habe die Nikon geschrumpft", möchte man beim ersten Blickkontakt mit der D3200 rufen – derart zierlich ist der jüngste Spross aus dem Hause Nikon. Und auch in der Hand wirkt die kompakte DSLR nicht unbedingt erwachsen, so leicht fühlt sie sich an. Gerade einmal 770 Gramm drückt die betriebsbereite D3200 auf die Waage – bestückt mit dem Set-Objektiv AF-S DX NIKKOR 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR. Möglich wird dieses Fliegengewicht durch den konsequenten Einsatz von Kunststoff für das Kameragehäuse. Die Verarbeitungsqualität ist ordentlich, nur die Abdeckung der Anschlüsse weckt wenig Vertrauen und ist fummelig zu schließen. Ein schlanker aber weit nach vorne ragender Griff verleiht der Kamera einen recht guten Halt, die Gummierung dürfte jedoch gerne noch rutschfester sein. Von der Unterseite her nimmt der Griff einen Akku vom Typ EN-EL14 auf, dessen Kapazität von 1.030 mAh für rund 540 Aufnahmen reicht (Herstellermessung nach CIPA-Standard). Da die Akkuklappe weit außen liegt, kann der Energiespender auch bei angesetzter Stativplatte gewechselt werden. Das Speicherkartenfach wird von einer Schnellwechselplatte ebenfalls nicht blockiert, es ist von der rechten Gehäuseseite her zugänglich und nimmt SD-, SDHC-, sowie SDXC-Karten auf.

Nikon D3200 [Foto: MediaNord]Beim Blick durch den Sucher zeigt sich, wo Nikon den Rotstift noch angesetzt hat: Die einfache Pentaspiegel-Konstruktion erzeugt ein recht dunkles Sucherbild, das zudem deutlich im Inneren des Sucherschachts zu liegen scheint. Hinzu kommt, dass das Sucherbild recht klein ist. Als Alternative zum Blick durch den optischen Sucher bietet die D3200 die Bildkontrolle via Live-View auf dem Display. Dessen Auflösung hat Nikon im Vergleich zur Vorgängerin auf standesgemäße 921.000 Bildpunkte erhöht, entsprechend scharf und detailreich bildet der große Drei-Zoll-Monitor ab. Schade ist allerdings, dass Nikon das Display fest verbaut hat. Seine Helligkeit lässt sich von Hand in einem weiten Bereich einstellen, eine automatische Anpassung an die Umgebungshelligkeit bietet die D3200 allerdings nicht.

Die Bedienung der jüngsten Nikon-DSLR gibt kaum Rätsel auf. Zur Wahl der Hauptbetriebsarten oder Motivprogramme dient ein üppig bemessenes Einstellrad auf der Oberseite. Für Novizen hält es mit dem "Guide"-Programm einen cleveren Assistenten bereit. Er führt den "Einsteiger" mit klar verständlichen Beispielbildchen und Hilfetesten zu den gewünschten Einstellungen, etwa "Makro" für Nahaufnahmen. Wer bereits etwas mehr Erfahrung Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]aufweisen kann, betreibt den "Guide" im Modus "Fortgeschrittene" und kann dann den wichtigsten Parameter selber wählen – etwa die Blendenzahl zur Steuerung der Schärfentiefe. So lernt man nach und nach die Einstellmöglichkeiten und ihre Auswirkungen auf die Aufnahmen kennen, ohne sich bedingungslos in die Fänge einer der heute so beliebten Überalles-Vollautomatiken begeben zu müssen. 

Aber die D3200 lässt sich auch überaus bequem von Hand konfigurieren: Ein Druck auf die "Info"-Taste oben beim Auslöser bringt eine sehr gut ablesebare Anzeige der aktuellen Parameter aufs Display. Dann noch ein Druck auf die rückwärtige "i"-Taste, und schon lassen sich mit der einfachen Vier-Wege-Wippe alle Einstellmöglichkeiten anwählen und ändern. So wird ein Ausflug in das üppige, aber für Einsteiger etwas unübersichtliche Hauptmenü selten nötig. Eine separate Funktionstaste erlaubt zudem die schnelle Wahl einer ISO-Stufe. Sie kann aber auch mit einer anderen Funktion belegt werden, etwa zur Vorgabe der Bildgröße oder der Wahl einer Weißabgleichvorgabe.

Ausstattung Die D3200 ist keineswegs mit einem überbordenden Funktionsumfang überfrachtet, der insbesondere dem Einsteiger die Wahl der korrekten Einstellungen schnell zur Qual werden ließe. Nikon hat sich vielmehr weitgehend auf sinnvolle Ausstattungsmerkmale beschränkt. So bietet die Kamera lediglich acht Motivprogramme, etwa für "Portrait" oder "Landschaft". Was auf den ersten Blick recht knausrig wirkt, hat sich in der Praxis jedoch gut bewährt – Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]mehr Motivprogramme braucht man wirklich nicht. Natürlich fehlt auch eine Vollautomatik nicht, die je nach Situation selbsttätig das geeignete Motivprogramm wählt. Allerdings wird der Auf- oder Umsteiger von einer Kompaktkamera die eine oder andere Annehmlichkeit bei der D3200 vermissen. So gibt es eine Gesichtserkennung systembedingt nur im Live-View-Modus. Auch Effektprogramme, wie sie derzeit so in Mode sind, verkneift sich die D3200 – bietet indes die Möglichkeit, Aufnahmen nachträglich zu verfremden. Ebenso fehlen ihr die Möglichkeiten, durch Mehrfachaufnahmen besonders rauscharme Fotos aufzunehmen oder HDR-Bilder zu erzeugen. Lediglich die inzwischen etwas betagte D-Lighting-Funktion zur Aufhellung dunkler Tiefen kann die D3200 bieten.

Erfahrene Fotografen werden ebenfalls die eine oder andere Funktion vermissen, wenngleich die D3200 das Wichtigste an Bord hat. So lässt sie sich auf Wunsch als Blenden- oder Zeitautomat betreiben, wahlweise erlaubt sie die manuelle Steuerung der Belichtung. Ebenfalls dabei sind diverse Bildstile wie "Standard", "Brillant" oder "Portrait", die sich zudem sehr fein an die individuellen Vorstellungen des Fotografen anpassen lassen. Eingespart hat Nikon indes bei der D3200 eine Abblendtaste, die Schärfentiefe lässt sich also nicht vorab kontrollieren. Da sich durch diese Sparmaßnahme die Kamera ein paar Cent günstiger produzieren lässt, ist das Fehlen der Abblendtaste vielleicht noch hinnehmbar. Warum die Sparkommissare bei Nikon jedoch auch die Möglichkeit zur Aufnahme von Belichtungsreihen gestrichen haben, bleibt hingegen rätselhaft. Und ärgerlich – Belichtungsreihen bieten nun einmal den beste Versicherungsschutz vor fehlbelichteten Fotos und sind in der HDR-Fotografie nahezu unverzichtbar.

Nikon D3200 – Guide-Modus [Foto: MediaNord]
Nikon D3200 – LiveView [Foto: MediaNord]
Nikon D3200 – Aufnahmemenü [Foto: MediaNord]
Nikon D3200 – Infobildschirm [Foto: MediaNord]
Nikon D3200 – Bildbearbeitung [Foto: MediaNord]
Nikon D3200 Screenshot [Foto: MediaNord]
Nikon D3200 – Filtereffekte [Foto: MediaNord]
Keinen Anlass zur Kritik bietet hingegen das Blitzsystem der D3200. In den Vollautomatik-Programmen springt der Bordblitz automatisch hoch und tritt in Aktion. Mit einer Leitzahl von fast 12 ist der kleine Lichtspender recht potent. Sogar an eine spezielle Vollautomatik ohne Blitz hat Nikon gedacht. Wird die Kamera außerhalb der Motivautomatiken betrieben, lässt sich der Blitz jederzeit mit einem kleinen Taster zuschalten. Er beherrscht auch professionelle Funktionen wie Blitzen auf den zweiten Vorhang, Langzeitsynchronisation oder Vorblitze zur Reduzierung rotgeblitzter Augen. Mit einem Blitzschuh zur Aufnahme eines Systemblitzgeräts kann die D3200 ebenfalls aufwarten.  

Wie es sich für eine zeitgemäße DSLR-Kamera gehört, nimmt die D3200 auch Filme auf. Dazu muss sie jedoch zunächst in den Live-View-Modus versetzt werden, die Videoaufnahme wird dann mit einer speziellen Taste gestartet. Auf Wunsch erlaubt es die D3200, die Schärfe beim Videodreh automatisch nachzuführen. In der Praxis hat sich dieser Nachführ-AF jedoch als unbrauchbar erwiesen: Der Fokus irrt sekundenlang  hilflos umher, ohne ein Ziel zu finden - auch wenn ein grüner Fokusrahmen das Gegenteil suggeriert. Da ist es angebracht, beim Filmdreh sowie im Live-View-Modus den statischen Autofokus zu verwenden und die Schärfe gegebenenfalls durch Antippen des Auslösers nachzuführen. Dabei geraten Fokussiergeräusche in ruhiger Umgebung deutlich vernehmbar auf die Tonspur. Den Filmton nimmt die Kamera in Mono auf, sie bietet jedoch auch eine Klinkenbuchse zum Anschluss eines externen Mikrofons. Ungewöhnlich für die Preisklasse der D3200: Sie bietet wahlweise die Möglichkeit zur manuellen Aussteuerung des Filmtons. Die D3200 zeichnet bis hinauf zur Full-HD-Auflösung auf, also mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten. Die Framerate beträgt dabei wahlweise 25 oder 24 Vollbilder je Sekunde (bei PAL-Standard). 

Weisen die Aufnahmefunktionen der D3200 einige Lücken auf, so verwöhnt die Kamera den Fotografen im Gegenzug mit sehr weitreichenden Bildbearbeitungsmöglichkeiten. Sie erlaubt es zum Beispiel, Aufnahmen nachträglich zu optimieren aber auch effektvoll zu verfremden. Zudem lassen sich RAW-Fotos direkt in der Kamera entwickeln, Videoaufnahmen können geschnitten werden. Bei der Bildbearbeitung bleibt das Original stets erhalten, die D3200 speichert die bearbeitete Variante der Aufnahme als separate Datei. Dabei bietet sie durchaus anspruchsvolle Funktionen, etwa eine Verzeichnungs- und Perspektivkorrektur. Auch die bei der Aufnahme vermissten Effektprogramme stehen bei der Bildbearbeitung zur Verfügung – so entstehen nachträglich Miniaturlandschaften, Schwarzweiß-Varianten oder Strichzeichnungen. Im Prinzip eine pfiffige Idee, muss man sich doch nicht schon bei der Aufnahme auf einen Effekt festlegen und kann später beliebig viele Varianten seiner Fotos erzeugen.

Sind Serienbildaufnahmen gefordert, etwa von actionreichen Szenen, ist die Nikon D3200 nicht gerade in ihrem Element. Sie nimmt nur rund 4,2 Bilder je Sekunde auf, unabhängig vom Dateiformat. Bei der maximalen Anzahl der Serienbilder spielt es dagegen durchaus eine Rolle, ob in JPEG oder RAW aufgezeichnet wird. Ist JEPG vorgegeben, hält die D3200 das Maximal-Tempo für rund 18 Aufnahmen durch, bevor sie in den gemächlichen Dauerlauf mit 2,4 Bildern pro Sekunde fällt. In RAW ist der Sprint bereits nach elf Bildern beendet und die D3200 nimmt weitere Fotos mit sehr gemütlichen 0,7 Bildern/Sekunde auf. Hinzu kommt, dass auch der Autofokus eher zur gemächlichen Sorte zählt – mehr dazu im folgenden Abschnitt. Ohne Fehl und Tadel sind dagegen die Anschlussmöglichkeiten der D3200. Ob USB, HDMI oder Mikrofon – die Kamera hält für alle wichtigen Geräte die passende Buchse bereit. Ferner dabei ist eine Schnittstelle, die wahlweise den GPS-Empfänger GP-1 oder den brandneuen Funkadapter WU-1a aufnimmt. Letzterer verbindet die Kamera drahtlos mit einem Tablet oder Smartphone und erlaubt via App die Fernsteuerung der D3200.

Objektiv Die D3200 ist derzeit im Kit zusammen mit verschiedenen Objektiven erhältlich. Wir hatten sie mit dem Standardzoom AF-S DX NIKKOR 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR im Test, das bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von ca. 27 bis 83 Millimeter abdeckt. Das Äußere des Objektivs ist inklusive Anschlussbajonett komplett aus Kunststoff gefertigt, der ihm einen etwas klapprigen Eindruck verleiht. Anderseits passt es mit seinem geringen Gewicht von gut 250 Gramm prima zur handlichen D3200. Der Autofokusantrieb ist in das Objektiv integriert, ebenso die Blendensteuerung. Eingespart hat Nikon einen AF-Motor im Gehäuse der D3200, die Kamera kann also nur AF-I- und AF-S-Objektive automatisch scharf stellen. Und dazu nimmt sie sich ungewöhnlich lange Zeit: Mit dem 18-55 mm 1:3,5-5,6G vergingen im Testlabor zwischen 0,55 und 0,68 Sekunden, bis die Kamera fokussiert und ausgelöst hatte – da sind selbst Kompaktkameras bisweilen deutlich schneller. Unerträglich lange dauert das automatische Scharfstellen, wenn die D3200 im Live-View-Modus betrieben wird. Hier genehmigte sie sich fast zwei Sekunden, bis sie das Testchart im Fokus und abgelichtet hatte. In der Praxis fühlt sich der Autofokus zwar flotter an, als die nackten Zahlen aus dem Labor vermitteln, unterm Strich gehört er aber ohne Zweifel eher zur gemächlicheren Sorte. Da ist es nur zu begrüßen, dass sich das Sucherbild beim manuellen Fokussieren im Live-View-Modus ordentlich vergrößern lässt.

Geknausert hat Nikon bei den AF-Feldern der D3200. Sie weist gerade einmal elf AF-Sensoren auf, von denen lediglich der zentrale als empfindlicher Kreuzsensor ausgelegt ist. Im Schummerlicht illuminiert eine grellweiße LED das Motiv, um den Autofokus zu unterstützen. Dieses AF-Hilfslicht ist arg aufdringlich und lässt bei Portraitfotos das Model unwillkürlich die Augen schließen. Verwackelten Aufnahmen wirkt das "Vibration-Reduction"-System entgegen, also ein optischer Bildstabilisator im Objektiv. Er liefert stets ein stabilisiertes Sucherbild, erledigt seine Aufgabe bei Fotoaufnahmen ordentlich, erwies sich aber bei der Videoaufzeichnung bisweilen als etwas träge.

Bildqualität Die Nikon D3200 ist derzeit die günstigste Kamera, die einen Bildsensor mit 24 Megapixeln Auflösung bietet. Freunde schierer Zahlen werden daran ihre helle Freude haben. Praktisch orientierte Fotografen fragen sich indes, ob eine derart hohe Auflösung auf einem Sensor im APS-C-Format in einer günstigen Einsteiger-DSLR vom Schlage einer D3200 überhaupt Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]sinnvoll ist. Wir sind dieser Frage wie stets im ausführlichen Labortest bei digitalkamera.de sowie im ausgedehnten Praxiseinsatz nachgegangen. Im Labor musste sich die Kamera mit dem Objektiv AF-S DX NIKKOR 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR bewähren, in der Praxis gesellte sich dann noch das Telezoom AF-S DX NIKKOR 55-200 mm 1:4-5,6G ED VR hinzu.

Schon die erste Durchsicht der Aufnahmen bringt es ans Licht: Die D3200 geht sehr zurückhaltend mit Helligkeits- und Farbkontrasten um. Entsprechend sanft neigt sich die Tonwertkurve aus dem Testlabor nach unten. Bildbearbeiter wird diese vornehme Zurückhaltung freuen. Wer dagegen direkt aus der Kamera knackige Ergebnisse erwartet, wird von der Bildqualität zunächst enttäuscht sein. Abhilfe schafft indes schnell der Bildstil "Brillant" oder gar eine individuelle Anpassung der "Picture Control"-Einstellungen. Um ausfressende Lichter bei der Kontrastverstärkung zu vermeiden, empfiehlt sich durchaus eine manuelle Korrektur der Belichtung um -0,3 EV oder noch stärker – zumal die D3200 tendenziell zu etwas reichlicher Belichtung neigt. Dass die D3200 sehr zurückhaltend abgestimmt ist, zeigt auch die Messung der Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]Schärfeartefakte. Hier weist das Messdiagramm kaum Ausschläge auf, die JPEG-Aufnahmen mit der Kamera bieten also noch gehöriges Potential zum Nachschärfen.

Wie aber sieht es mit dem Bildrauschen aus? Schließlich drängeln sich mehr als 24 Millionen lichtempfindliche Zellen auf dem Sensor der D3200, entsprechend klein fällt jedes einzelne Sensorelement aus. Messtechnisch bleibt bis etwa ISO 800 alles im grünen Bereich, bei noch höheren ISO-Stufen sinkt der Signal-Rauschabstand unter die kritische Grenze von 35 dB. Doch dieser eine Messwert alleine sagt noch nicht alles über das Rauschverhalten der D3200 aus. Es bleibt nämlich bis hinauf zu hohen ISO 6.400 stets angenehm feinkörnig, lediglich im Rot-Kanal bei höchsten ISO-Stufen mogeln sich etwas grobkörnige Störungen ins Foto. Das ist sicherlich auch ein Verdienst der Rauschunterdrückung, die Nikon vielleicht schon etwas zu kräftig abgestimmt hat. Denn die Texturschärfe geht bereits beginnend ab der niedrigsten Stufe ISO 100 kontinuierlich zurück – ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Nikon D3200 Akkufach und Speicherkartenfach [Foto: MediaNord]Rauschunterdrückung schon recht früh eingreift. So zeigen denn auch parallel aufgenommen RAW-Fotos bei höheren ISO-Stufen mehr Details als ihre JPEG-Pendants – wenn man dafür mehr des visuell nie störenden, feinen Rauschens in Kauf nimmt.

Keinen Anlass zur Kritik aber auch nicht zu Begeisterungsstürmen bietet die Eingangsdynamik der D3200. Die Kamera verarbeitet zwischen ISO 100 und ISO 800 einen Kontrastumfang von rund zehn Blendenstufen – das ist ordentlich aber kein Spitzenwert. Ab ISO 6.400 sinkt der Dynamikumfang auf nur noch 8 EV. Auch die Ausgangsdynamik hängt stark von der ISO-Zahl ab, sie ist bei ISO 100 sehr hoch, nimmt dann aber kontinuierlich ab und unterschreitet bei ISO 1.600 die kritische Grenze von nur noch 128 Tonwertstufen – die Bilder zeigen kaum noch Kontrastdetails und wirken plakativ. Recht genau nimmt es die D3200 hingegen mit der Farbtreue, hier gibt es kaum relevante Abweichungen, die Kamera gibt Nikon-typisch Farben sehr naturgetreu wieder.

Sensorseitig kann sich die Bildqualität der Nikon D3200 also durchaus sehen lassen. Doch schafft es das preisgünstige Setobjektiv, das hohe Potential des 24-Megapixel-Sensors in adäquate Auflösung und Schärfe umzumünzen? Die Auflösungsmessung liefert bestenfalls mittelprächtige Werte, selbst bei Blende F11 kratzt das Objektiv gerade so an der Marke von 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm). Viel schwerer aber wiegt, dass die Auflösung bei allen Brennweiten zum Bildrand hin deutlich absinkt. Und auch am langen Teleende vermag das 18-55 nicht die Auflösung zu liefern wie in mittlerer Zoomstellung. Nikon D3200 [Foto: MediaNord]Bei kurzer Brennweite kämpft das Objektiv zudem mit chromatischen Aberrationen, die sich als ausgeprägten Farbsäume im Bild bemerkbar machen können. Ferner verzeichnet es in Weitwinkelstellung kräftig tonnenförmig. Bleibt unterm Strich: Das AF-S DX NIKKOR 18-55 kann bei Weitem nicht mit der Bildqualität mithalten, die der Sensor der D3200 zu liefern im Stande ist. Als Alternative bietet sich gegebenenfalls das etwa 400 Euro teure Tamron 17-50 2.8 VC an, das allgemein einen guten Ruf besitzt. Noch bessere Bildschärfe kann eine Festbrennweite wie das Nikon 50 1.8 oder ein Makro liefern.

Fazit Mit der D3200 schafft Nikon ein bemerkenswertes Kunststück: Keine Systemkamera bietet derzeit ein besseres Preis-/Megapixelverhältnis. Das macht die klar für Ein- und Aufsteiger konzipierte DSLR zunächst auch für ambitionierte Fotografen mit schmalem Geldbeutel interessant. Sie werden aber eventuell Features wie eine Abblendtaste oder die Möglichkeit zur Aufnahme von Belichtungsreihen vermissen – beides bietet die D3200 nämlich nicht. Wer darauf verzichten kann, bekommt mit der D3200 viel Kamera fürs Geld, die allerdings mehr durch ihre Software-Qualitäten als durch ihre Hardware begeistert. Die anvisierte Zielgruppe der Ein- und Aufsteiger wird hingegen mit der Kamera sehr gut bedient. Die D3200 ist leicht zu bedienen, bietet sinnvolle Automatikfunktionen und offeriert dem experimentierfreudigen Fotografen eine in dieser Klasse ungeahnte Fülle an nachträglichen Bearbeitungs- und Effektmöglichkeiten. Vor allem aber ist die D3200 sehr kompakt und leicht. Möchte man indes das ganze Bildqualitätspotential ihres 24-Megapixel-Sensors ausschöpfen, sollte man der D3200 ein deutlich bessere Objektive als das getestete AF-S DX NIKKOR 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR gönnen.


Quelle:http://www.digitalkamera.de/Testbericht/Nikon

 

 


 

 

 
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